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„Wir müssen jetzt handeln!“

Wasserstoffwirtschaft und -logistik können nur global gedacht werden und funktionieren, sagt der Chemieingenieur Prof. Dr. Peter Wasserscheid. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Reaktionstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Direktor am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN) und seit 2019 zusammen mit Prof. Dr. Veronika Grimm im Vorstand des Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B).
Prof. Dr. Peter Wasserscheid
Prof. Dr. Peter Wasserscheid, Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Reaktionstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Direktor am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN) und seit 2019 zusammen mit Prof. Dr. Veronika Grimm im Vorstand des Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B). Foto: Giulia Iannicelli
Herr Prof. Wasserscheid, was brauchen wir, um eine globale Wasserstoffwirtschaft zum Leben zu erwecken?

Prof. Wasserscheid: Wir brauchen geschlossene Wertschöpfungsketten. Jemand, der den Wasserstoff möglichst günstig, möglichst grün erzeugt. Jemand, der ihn speichert und transportiert. Jemand, der Technologien bereitstellt, wie die Brennstoffzelle oder Turbinen, um Wasserstoff effizient zu nutzen. Und wir brauchen Menschen, die Produkte entwickeln, die damit betrieben werden, zum Beispiel attraktive Fahrzeuge, Heizungssysteme oder industrielle Anwendungen. Entscheidend ist am Ende, diese Dinge auch zu skalieren, also industriell hochzufahren. Denn erst durch Serienfertigung entstehen günstige Preise.

Wie funktioniert der Austausch in einer solchen Wasserstoffwirtschaft?

Prof. Wasserscheid: Hochtechnisierte Länder wie Deutschland werden auch in Zukunft Technologieprodukte in die Welt exportieren. Umgekehrt ist es akzeptabel, dass wir grünen Wasserstoff als Energieträger importieren. Weil er in Südamerika und Ländern wie Australien, Norwegen, Schottland, Island oder Kanada absehbar billiger ist. Ein Großteil des Primärenergiebedarfs der Welt ließe sich durch Aufstellen von Fotovoltaikanlagen auf der Fläche der fünf größten Rinderfarmen Australiens abdecken.

Wie kann man in Zukunft den Transport fossiler Energieträger durch erneuerbare Energieträger ersetzen?

Prof. Wasserscheid: Wir sollten die Infrastrukturen nutzen, die wir heute schon haben. Das spart viel Geld und vor allem auch Zeit. Schiffe, die heute Rohöl aus Saudi-Arabien zu uns bringen, können in Zukunft chemisch gebundenen Wasserstoff nach Europa transportieren. Die existierenden Erdgaspipelines können auch wichtige Infrastrukturen für den Wasserstofftransport der Zukunft sein. Es ist positiv, dass das Konjunkturpaket der Bundesregierung zwei Milliarden Euro eingeplant hat für den Aufbau internationaler Handelsbeziehungen für Wasserstoff.

Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?

Prof. Wasserscheid: Ich vergleiche das gerne mit einem 100-Meter-Lauf. Wir sind gut aus den Startblöcken rausgekommen, andere liegen aber noch vorne. Aber mit unserer industriellen Substanz, die wir beim Wasserstoff über Jahrzehnte entwickelt haben, können wir noch viele Wettbewerber überholen. Der notwendige Wechsel von der fossilen in die erneuerbare Welt muss global stattfinden. Das verlangt nach unterschiedlichen Technologieoptionen, weil nicht jede Technologie, die zum Beispiel für Nürnberg oder München Sinn macht, auch die beste Option für dünnbesiedelte oder infrastrukturell weniger hochentwickelte Regionen der Welt ist. Es geht oft nicht darum, perfekt zu sein, sondern robust und schnell in der Umsetzung. Denn die technologischen Herausforderungen rund um das Thema „Klimawandel“ müssen weltweit in den nächsten 20 Jahren wirkungsvoll gelöst werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Tipp: Podiumsdiskussion am 22. Juni 2021 mit Prof. Dr. Peter Wasserscheid, Dr. Markus Doll (Leiter Anlagen und Netzbetrieb, Bundesnetzagentur) und Andreas Kuhlmann (Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Energie-Agentur GmbH / dena) zum Thema „Zwischen Farbenlehre, Regulierung und Brückentechnologien – wie gelingt der zügige Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft?“ auf dem HYDROGEN DIALOGUE 2021.
22.06.2021, Beginn: 11:10 Uhr

Aus der Wasserstoffgemeinschaft.

Für die Wasserstoffgemeinschaft.