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„Wir kommen mit dieser neuen Veranstaltung zum richtigen Zeitpunkt“

Die NürnbergMesse ist Gründungsmitglied des „Wasserstoffbündnis Bayern“ und Veranstalter des neuen „HYDROGEN DIALOGUE“ am 18. November. Im Interview spricht Dr. Roland Fleck, CEO NürnbergMesse Group, über den Weg zu einer Wasserstoff-Wirtschaft, wie die NürnbergMesse einen wichtigen Beitrag dabei leisten kann, um den Gesamtkreislauf in Gang zu bringen und welches Pfund die Metropolregion Nürnberg mit ihren starken Unternehmen und Forschungseinrichtungen dabei in die Waagschale legen kann.
Dr. Roland Fleck; CEO NuernbergMesse Group
NÜRNBERGMESSE Interview HYDROGEN DIALOGUE & NUEdialog mit Dr. Roland Fleck

Herr Dr. Fleck, die NürnbergMesse ist Gründungsmitglied des „Wasserstoffbündnis Bayern“. Was hat es mit diesem Bündnis auf sich?

Dr. Fleck: Die Bayerische Staatsregierung verfolgt seit vielen Jahren ihre so genannte Cluster-Strategie, um für bestimmte Industrien die relevante Community zusammenzubringen. Das gilt auch für neue Technologien und da sind wir beim Thema Wasserstoff und somit auch beim Bündnis. Nachdem neue Themen immer auf unserem Radar sind, haben wir früh gesagt: Da müssen wir unbedingt vom ersten Tag an dabei sein! Nicht weil wir als Messeleute die besten Wasserstoffexperten wären – unser Technologie-Knowhow ist überschaubar – aber weil wir, wenn es um Technologieentwicklung und Standortentwicklung geht, als Messeveranstalter gut helfen können, in der Kommunikation dessen, was da in Bayern gerade passiert.

Welche Ziele verfolgt das Bündnis?

Dr. Fleck: Die Zielsetzung des Bündnisses ist ganz klar: Bayern soll eine führende Stellung erreichen – als Standort für die industrielle Fertigung von Wasserstofftechnologie, insbesondere durch Schlüsselkomponenten, aber auch bei den Themen Wasserstoffspeicherung und Logistik. Letztendlich soll die gesamte Wertschöpfungskette gut abgebildet sein. Und natürlich muss man auch ein Stück weit in Richtung Anwendung denken. Etwa, dass man in Bayern die Wasserstofftankstellen-Infrastruktur beschleunigt ausbaut. Entscheidend ist, dass ganz viele relevante Industrieunternehmen von Anfang an dem Bündnis angehören – Linde, Siemens, Bosch, Schaeffler, um nur einige zu nennen.

Woraus besteht diese Wertschöpfungskette, von der Sie sprechen?

Dr. Fleck: Als Erstes kommt die Produktion. Bei der Herstellung gibt es eine riesige Bandbreite – „grauer“, „türkiser“, „blauer“ Wasserstoff. Natürlich muss es am Ende des Tages im Kontext der CO2-Reduzierung der „grüne“ Wasserstoff sein, also eine ökologisch saubere Erzeugung. Dann kommt die Frage des Transports. Denn man kann Wasserstoff theoretisch durch die Pipeline jagen, er lässt sich aber auch in chemischen Substanzen binden, Stichwort LOHC (flüssige organische Wasserstoffträger). Auf diese Art und Weise kann man ihn sicherer transportieren. Und das dritte Modul ist die Anwendung, mit der entsprechenden Fertigung von Equipment. Das heißt, Wasserstoff als Treibstoff für Fahrzeuge, oder Wasserstoff, der Strom erzeugt für die industrielle Fertigung, aber auch für ein Messegelände. Wir stellen gerade die ersten Überlegungen an, wie wir das hier bei uns im Messezentrum Nürnberg realisieren und nutzen können.

Frau Professor Veronika Grimm, Vorständin des Zentrum Wasserstoff Bayern (H2.B), spricht von „notwendigen Schritten“, die beim „HYDROGEN DIALOGUE“ in Nürnberg zu diskutieren und gemeinsam anzugehen sind. Was meint sie damit?

Dr. Fleck: Wir haben beim Thema Wasserstoff wie bei vielen neuen Technologien das Problem, dass auf der einen Seite noch nicht genügend Nachfrage besteht, um hinreichend Anreize für die Wasserstoff-Produktion zu haben. Auf der anderen Seite, durch die Produzentenbrille sozusagen, gibt es noch nicht genug Anwender, die Wasserstoff nutzen wollen. Daraus ergibt sich die Aufgabe für die NürnbergMesse: Wir wollen die Community zusammenbringen – also all diejenigen, die diese Technologie aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus bespielen und anpacken. Aus dem Austausch sollen Geschäftsmodelle entstehen, wodurch sich am Ende des Tages eine Wasserstoff-Wirtschaft im übergeordneten Sinn in Deutschland und darüber hinaus etabliert. Kurz: Beim HYDROGEN DIALOGUE kommen die richtigen Köpfe zusammen, um business cases zu entwickeln, die dann auch funktionieren.

Wie spielt da die Nationale Wasserstoffstrategie hinein?

Dr. Fleck: Die Wasserstoffstrategie spielt da natürlich hinein, sie gibt uns Rückenwind. Zwischenzeitlich können alle, die mit der Technologie sympathisieren, froh sein, dass es diese Nationale Wasserstoffstrategie auch gibt. Aber es hat gedauert. Da nun gleichzeitig auch von der Europäischen Union und auf Landesebene gepusht und auf allen Handlungsebenen das Thema forciert wird, sind wir der festen Überzeugung, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für den HYDROGEN DIALOGUE ist.

Die Veranstaltung in Nürnberg bildet praktisch die gesamte Wertschöpfungskette ab. Wie ist das in Zeiten von Corona durchführbar?

Dr. Fleck: Wir sind durch die Pandemie tatsächlich in einer schwierigen Phase. Die aktuelle Entwicklung hat uns zu einer umsichtigen Reaktion veranlasst: Der HYDROGEN DIALOGUE & NUEdialog wird nun digital über die Eventplattform talque stattfinden. Teilnehmer können online spannende Vorträge besuchen, Firmen- und Teilnehmerprofile sichten und mittels verschiedener Kommunikationstools mit den für Sie interessanten Unternehmen und Personen in Kontakt treten. Ein integriertes Matchmaking-Tool schlägt gezielt passende Kontakte vor. Die Resonanz aus der Wirtschaft ist gut. Die Leute, die in der Community aktiv sind, freuen sich darauf, dass dieser neue Branchentreff zustande kommt. Es gibt ja bislang noch nicht den zentralen europäischen Treffpunkt für die Wasserstofftechnologie. Das war letztendlich auch unser Beweggrund, warum wir’s machen.

Der Wasserstofftechnologie wird von Experten eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Energiewende national aber auch weltweit zugeschrieben. Worauf kommt es Ihrer Meinung nach jetzt an, dass das dann auch wirklich passiert?

Dr. Fleck: Da kommt es natürlich darauf an, dass man tatsächlich von Beginn an dieses übergeordnete Ziel im Auge hat, nämlich Wasserstoff als wesentliche Komponente zu sehen, um den CO2-Ausstoß global zu senken. Darüber hinaus ist klar, dass man schon in der Produktion die Prioritäten auf den „grünen“ Wasserstoff setzt. Wenn man ihn ausschließlich konventionell „grau“ erzeugen würde, dann hätten wir am Ende mit Zitronen gehandelt. Das ist nicht der Sinn der Übung. Aber um das ganze Geschäftsmodell als Kreislauf in Gang zu bringen, kann natürlich auch eine gewisse Zeit ein Teil in „grauer“ Form erzeugt werden.

Dr. Roland Fleck; CEO NuernbergMesse Group

Dr. Roland Fleck, CEO NürnbergMesse Group.
Foto: NürnbergMesse / Jan Scheutzow

Der „HYDROGEN DIALOGUE“ in Nürnberg ist eine Premiere. Wie geht es danach idealerweise weiter?

Dr. Fleck: Wie so oft im Messewesen bei neuen Veranstaltungen, die wir beginnen. Das Format, mit dem wir starten, ist der Nukleus für die weitere Entwicklung. Im kommenden Jahr wird der HYDROGEN DIALOGUE live vor Ort stattfinden und ein internationales Publikum adressieren. Die Idee dahinter ist natürlich, im Zuge des Ausrollens dieser Technologie künftig nicht nur einen leistungsfähigen Kongress zu haben, sondern diesen Schritt für Schritt zu einer Kongress-Messe auszubauen. Wenn es gut läuft, kann sich die Veranstaltung vielleicht sogar zur Leitmesse für diese Technologie entwickeln. Das haben wir bei anderen Themen auch schon erfolgreich praktiziert.

Was macht Sie zuversichtlich, dass gerade die Metropolregion Nürnberg der Nukleus für eine Wasserstoff-Wirtschaft sein kann?

Dr. Fleck: Mancher wird sich fragen, warum gerade Nürnberg mit dieser Technologie, dieser Thematik? Wir haben hier die besten und authentischen Voraussetzungen am Messeplatz Nürnberg. Und wir haben in der Metropolregion sowohl eine starke Automotive Industrie mit einer Größenordnung von 100.000 Beschäftigten, als auch eine starke energietechnische Industrie mit der Größenordnung von 70.000 Beschäftigten. Das heißt, da ist eine industrielle Basis, die letztendlich auch sehr aufnahmefähig ist und die mit dieser Wasserstofftechnologie im besten Sinn des Wortes auch etwas anfangen kann. Unser Trumpf ist das professionelle Zusammenspiel in einem kongenialen Kompetenzdreieck zwischen Industrie, Wissenschaft und Messeplatz in der Europäischen Metropolregion Nürnberg.

Vielen Dank für das Interview

Aus der Wasserstoffgemeinschaft.

Für die Wasserstoffgemeinschaft.