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„Wasserstoff ist für die Sektorkopplung notwendig und alternativlos“

Die BayernLB investiert schon seit über 15 Jahren in erneuerbare Energien. Im Interview spricht Dr. Christoph Fischer, Global Head Structured & Trade Finance, über die wirtschaftliche Tragfähigkeit von „Green Finance“, den Bedarf von Strukturelementen, um „grünen“ Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen und den „HYDROGEN DIALOGUE“ als Ort der Vernetzung innerhalb der Wasserstoffgemeinschaft.
BayernLB Interview HYDROGEN DIALOGUE & NUEdialog mit Dr. Christoph Fischer

Herr Dr. Fischer, die Begriffe „Green Finance“ und „Sustainable Finance“ fallen oft, wenn es um die Finanzierung erneuerbarer Energien geht. Wie ist die BayernLB in diesem Bereich aufgestellt?

Dr. Fischer: Wir finanzieren erneuerbare Energien seit über 15 Jahren und haben insgesamt ein Kreditportfolio von über 12 Milliarden Euro aufgebaut, schwerpunktmäßig in Deutschland und Europa. Warum tun wir das? Es ist wichtig zu verstehen, dass die Erneuerbaren inzwischen – zumindest in den maßgeblichen Ländern – vollständig wettbewerbsfähig sind. Sie sind aber auch notwendig im Sinne des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit. Insofern ist das für uns als Bank ein wichtiges Investitionsfeld, weil zum einen wirtschaftlich vernünftig und zum anderen ökologisch notwendig. Beides ist insofern wichtig, da es ansonsten dauerhafter staatlicher Förderung bedürfen würde, wie es heute etwa beim Wasserstoff noch der Fall ist. Für uns als Kreditgeber wird es dann schwieriger.

Für uns als Kreditgeber ist „Green Finance“ naheliegend, weil unsere Kunden in diesem Bereich bereit sind, sehr viel zu investieren. Wir halten „Green Finance“ für wirtschaftlich tragfähig, im Gegensatz zu Investitionen in die Erzeugung von Energie aus fossilen Brennstoffen. Das stellen wir inzwischen zumindest in Bezug auf zusätzliche Kapazitäten infrage, unabhängig von jeglichen Klimazielen und Nachhaltigkeitsaspekten.

Stichwort Wasserstoff – wie sehen Sie die Zukunftschancen dieser Technologie?

Dr. Fischer: Da haben wir eine relativ klare Sicht, die sich auch nicht von jener anderer Meinungsbildner unterscheidet: Wir sehen Wasserstoff als den Energieträger, der für die Umsetzung der Sektorkopplung notwendig und alternativlos ist. Wenn ich Sektorkopplung sage, dann meine ich damit die Nutzung von erneuerbaren Energien jenseits der Deckung von Strombedarf, auch in anderen Teilbereichen der Wirtschaft. Den Einsatz insbesondere von „grünem“ Wasserstoff sehen wir auch jetzt schon unmittelbar bei unseren guten Kunden, zuallererst bei der Industrie, noch vor den Bereichen Gebäude und Verkehr.

„Green Finance“ gehört seit über 15 Jahren zum Portfolio der BayernLB. Foto: BayernLB

„Green Finance“ gehört seit über 15 Jahren zum Portfolio der BayernLB.
Foto: BayernLB

Welche Projekte unterstützt die BayernLB im Augenblick?

Dr. Fischer: Ich kann sagen, dass unsere Tochter DKB heute schon ein Pilotprojekt in Schleswig-Holstein zur Herstellung von grünem Wasserstoff mit Greenpeace Energy als Vermarkter finanziert. Und unser Haus hier in Bayern ist derzeit dabei, eine Finanzierung zu prüfen für ein Elektrolyse-Projekt in Nordbayern.

Neue Technologien sind immer teuer, das gilt auch für „grünen“ Wasserstoff. Wie lange wird der Transformationsprozess dauern, bis man von „wettbewerbsfähig“ sprechen kann?

Dr. Fischer: Es wird sicher nicht den einen Moment geben, wo grüner Wasserstoff plötzlich wettbewerbsfähig ist. Das wird stark vom Anwendungsfeld abhängen, sei es nun Industrie, Wärmedämmung oder Mobilität. Zuerst wird es in der Industrie passieren. Wirtschaftlich tragbar wird das Ganze allerdings nur mit entsprechender Skalierung sein. Wenn ich da etwa an großvolumige Elektrolyseure denke, können die nicht bei den Reallaboren wie wir sie heute kennen stehenbleiben. Es wird aber unweigerlich eine staatliche Förderung brauchen.

Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) könnte man unserer Meinung nach inzwischen abschaffen, zugunsten einer CO2-Steuer. Damit würde sich die Wirtschaftlichkeit gerade auch von Wasserstofftechnologien sehr viel schneller einstellen. So wie vor 20 Jahren das EEG kam und es dazu geführt hat, dass erneuerbare Energien wirtschaftlich wurden, brauchen wir jetzt etwas Ähnliches im Bereich Wasserstoff.

Wichtig sind die Zielgrößen, die am Ende des Tages genannt werden. Es ist notwendig, dass sich die Produktionskosten von Wasserstoff irgendwo zwischen 1,50 und 3 Euro pro Kilo einpendeln. Natürlich braucht es dazu dann vorübergehend wie bei den Erneuerbaren eine staatliche Förderung.

Die verabschiedete Nationale Wasserstoffstrategie, das neu gegründete Wasserstoffbündnis Bayern – macht Ihnen das Mut?

Dr. Fischer: Die Nationale Wasserstoffstrategie ist zusammen mit der europäischen Wasserstoff-Initiative eine Roadmap. Beide gehen Hand in Hand und sind notwendig, weil man hier einen Regulierungsrahmen und auch einen Förderrahmen schafft. Damit bekommt die Industrie die notwendige Investitionssicherheit. Es gibt da Mechanismen, wie eine CO2-Bepreisung, die über eine bestimmte Laufzeit garantiert wird, insbesondere mit dem Instrument der sogenannten Differenzverträge. Eine Strategie zu haben ist gut, allerdings muss sie erst umgesetzt werden in entsprechende Regulierungen, Gesetze und Verordnungen.

Das Wasserstoffbündnis Bayern wiederum ist insofern wichtig, da es flankiert, der Vernetzung dient und mit Sicherheit auch der Förderung von Leuchtturmprojekten, die ja gerade in der Anfangsphase von großer Bedeutung sein können.

Beim „HYDROGEN DIALOGUE & NUEdialog“ am 18. November werden Sie als Speaker dabei sein. Über welches Thema werden Sie referieren?

Dr. Fischer: Das Thema ist relativ klar umrissen. Es geht darum, welcher Strukturelemente ein Projekt bedarf, damit es für uns als Bank finanzierbar ist. Wir glauben, dass die Frage der Finanzierbarkeit elementar ist, wenn man Wasserstoff als Technologie einsetzen will. Es wird notwendig sein, dass Banken, Kapitalmärkte und institutionelle Investoren sich da einbringen um den Kapitalbedarf zu decken. Bei den Strukturelementen denke ich auch den staatlichen Regulierungsrahmen, der uns als Kreditgeber befähigt, Kreditmittel bereitzustellen.

Welchen Output sollte die Veranstaltung im Messezentrum Nürnberg für Sie auf jeden Fall bringen?

Dr. Fischer: Ich glaube es ist sehr wichtig, sich dort zu vernetzen innerhalb des Wasserstoffbündnisses in Bayern. Ganz besonders herausstellen muss man aber auch den Wert des Technologiestandorts Bayern. Das betrifft die Forschung ebenso wie die Wirtschaft. Tatsächlich sind nämlich auch viele unserer Kunden, die im Bereich Wasserstoff-Technologie führend sind, bayerische Kunden, bayerische Unternehmen. Und da hoffen wir natürlich, dass wir dazu beitragen können, den Technologiestandort Bayern zu fördern.

Vielen Dank für das Interview

Aus der Wasserstoffgemeinschaft.

Für die Wasserstoffgemeinschaft.